Schloss Charlottenlund
Dänische Gemütlichkeit und die Marina von Skovshoved haben nicht viel gemeinsam. In dem typischen Vorstadthafen erinnert kaum noch etwas daran, daß er einst Domäne der Fischer war. Eine positive Überraschung wartet jedoch auf der anderen Seite der Verkehrsader Kopenhagen‑Helsingborg, wo noch so manche Fischerkate von den Zeiten Ende des 19. Jahrhunderts „erzählt“, als die Frauen mit den Fischfängen ihrer Männer in der Morgendämmerung zum Fischmarkt nach Kopenhagen gingen. Dabei zogen sie auf der zehn Kilometer langen Strecke mit Fischen gefüllte Schubkarren hinter sich her.
Die Armut der Vergangenheit ist heute schwer vorstellbar, denn die wohlhabenden Kopenhagener haben Skovshoved als Wohnsitz für sich entdeckt und die noch verbliebenen Fischerhäuser aus alten Tagen mit ihren Villen und Neubauten umzingelt. Eine stilvolle Mischung aus alter Bausubstanz und Häusern des gehobenen Lebensstils verschlägt einem gelegentlich die Sprache. Das gilt übrigens auch für viele weitere Gebäude am Sund zwischen Kopenhagen und Helsingør. Über den Meerblick redet man nicht, man hat ihn. Jedenfalls kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Trabrennbahn hierher paßt, die knapp 1000 Meter südwestlich des Hafens liegt. Auch das mit Jugendstilfiguren versehene Hospital und Sanatorium „Hvidøre“, 500 Meter nordwestlich der Liegeplätze, fügt sich (mit Ausnahme des Hafens) ebenso nahtlos in die ansprechende architektonische Landschaft wie das südlich der Pferderennbahn gelegene Schloß Charlottenlund mit dem schönen Schloßpark.
Der Erzählung nach interessierte sich der Kopenhagener Adel das erste Mal Anfang 1600 für den Ort, als König Frederik III. einem Günstling von Königin Sophie Amalie, dem Freiherrn Jakob Petersen, ein kleines Tiergehege schenkte. Petersen, der ursprünglich Kammerdiener war, brachte es durch seine besonderen Fähigkeiten zum Adligen.
Er richtete eine Gastwirtschaft mit Lustgarten ein, die jedoch nur kurze Zeit bestand. Nachdem der nächste Besitzer, Ulrik Frederik Gyldenløve, sich ein romantisches Gartenhaus im Wald geschaffen hatte, zeigte das Königshaus selbst Interesse an „Gyldenlund“ und ließ das Gartenhaus zum Fest‑Pavillon umbauen. Für seinen Sohn Kronprinz Christian erweiterte Frederik IV. „Gyldenlund“. Als Sommerschloß diente es 1730 schließlich Prinzessin Charlotte Amalie. Sie verlieh dem Schloß nicht nur zwei Seitenflügel und einen Kuppelturm, sondern auch ihren Namen.
Heute haben sich die Verwaltungen der Meeresforschungsinstitute Dänemarks in den königlichen Gemäuern eingerichtet. Der Sitz scheint mit Bedacht gewählt, da sich zu Füßen der Schloßanlage das eindrucksvolle „Danmarks Akvarium“ befindet, wo in über 50 Aquarien über 3000 Meerestiere aus der ganzen Welt zu sehen sind. Auch ein Aquarium mit Teichtieren gehört dazu, in dem Kröten, Frösche, Salamander und sogar Insekten gehalten werden.
Zurück zu dem von den Villen eingekreisten alten Dorf, das immer noch seinen Charme hat. Eine Reihe bunter, kleiner, alter Häuschen unterschiedlichster Bauart haben den Grundstückshunger der Spekulanten überlebt. Auch das historische „Skovshoved Hotel“ steht noch – mit Vinstue (Weinstube) und Billardraum, aber ohne den Blick auf den Sund, den man im Klubhaus des Königlichen Segelklubs am Hafen genießt.
Alles in allem ist Skovshoved etwas fürs Auge. Es gibt viel zu sehen im alten Dorf, in der Villengegend, auf der Trabrennbahn und im Bellevue Theater, das auf halbem Weg (gut zwei Kilometer nördlich) zu unserem nächsten Hafen liegt, dem urigen Taarbæk. Minuspunkt von Skovshoved ist jedoch die Verkehrsader Helsingborg‑Kopenhagen, die den Ort vom Hafen trennt und der „Villenstadt“ etwas von ihrer Atmosphäre nimmt.
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